Eine Lese-Rechtschreib-Störung entsteht durch besondere Unterschiede in der Arbeitsweise des Gehirns. Beim Lesen und Schreiben müssen mehrere Gehirnregionen gleichzeitig zusammenarbeiten: eine Region erkennt Buchstabenformen, eine andere verarbeitet Laute, und wieder eine andere verbindet beides zu Wörtern und Bedeutungen. Bei Menschen mit einer Lese-Rechtschreib-Störung funktioniert dieser Austausch zwischen den Bereichen nicht so reibungslos wie bei anderen. Forschende haben mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, also speziellen Gehirnscans, entdeckt, dass bestimmte Regionen im linken Schläfenlappen und im unteren Stirnlappen weniger aktiv sind, wenn Betroffene Wörter lesen oder schreiben.
Diese geringere Aktivität führt dazu, dass das Erkennen von Buchstaben langsamer abläuft und das Zuordnen von Lauten zu Buchstaben schwerfällt. Ein Beispiel: Beim Wort „Blume“ muss das Gehirn die Buchstaben b, l, u, m und e erkennen, die Laute dazu bilden und sie im richtigen Tempo zusammensetzen. Bei einer Lese-Rechtschreib-Störung dauert dieser Vorgang länger, und manchmal werden Laute verwechselt oder ausgelassen.
Die Ursachen für diese Unterschiede sind nicht durch schlechte Schulbildung oder mangelnde Übung erklärbar. Sie sind meist angeboren und teilweise genetisch bedingt. Das bedeutet, dass sie in manchen Familien häufiger vorkommen, weil bestimmte Gene die Sprachverarbeitung beeinflussen. Trotzdem kann das Gehirn durch gezieltes Training neue Verbindungen aufbauen. Mit spezieller Förderung lernen Betroffene, ihre Schwierigkeiten zu verringern und Strategien zu entwickeln, um besser zu lesen und zu schreiben. Das zeigt, dass die Lese-Rechtschreib-Störung zwar im Gehirn entsteht, aber mit Geduld und Unterstützung gut behandelt werden kann.