Eine Lese-Rechtschreib-Störung wirkt sich nicht nur auf das Fach Deutsch aus, sondern kann auch andere Schulfächer beeinflussen. Da Lesen und Schreiben in fast jedem Unterricht wichtig ist, fällt es betroffenen Schülerinnen und Schülern oft schwerer, Texte in Geschichte, Biologie oder Erdkunde zu verstehen. Wenn sie beim Lesen langsamer sind, benötigen sie mehr Zeit, um Aufgaben zu lösen oder Informationen aus Büchern und Arbeitsblättern herauszufiltern. Dadurch kann der Eindruck entstehen, sie seien weniger begabt, obwohl sie das Wissen oft gut verstehen, nur eben langsamer aufnehmen.
Auch in Fächern wie Mathematik kann die Störung Probleme bereiten. Zwar hat sie nichts mit Rechenfähigkeiten zu tun, aber Textaufgaben können schwierig sein, weil die Schülerinnen und Schüler beim Lesen der Aufgabenstellung wichtige Wörter übersehen oder falsch verstehen. So kann die eigentliche Rechenleistung unter dem Lesen leiden.
In Fremdsprachen wie Englisch oder Französisch treten häufig zusätzliche Schwierigkeiten auf, da dort neue Buchstaben-Laut-Zuordnungen gelernt werden müssen. Besonders unregelmäßige Schreibweisen, wie sie im Englischen vorkommen, können die Verwirrung noch vergrößern.
Trotzdem haben viele betroffene Jugendliche besondere Stärken, zum Beispiel in mündlichen Fächern, im praktischen Arbeiten, im kreativen Denken oder in technischen Bereichen. Mit der richtigen Unterstützung – etwa durch Nachteilsausgleiche, angepasste Aufgabenstellungen oder mündliche Prüfungen – können sie ihre Fähigkeiten zeigen, ohne durch die Lese-Rechtschreib-Störung benachteiligt zu werden. Wichtig ist, dass Lehrkräfte und Mitschüler verstehen, dass diese Störung nichts mit Intelligenz zu tun hat, sondern nur eine andere Art des Lernens bedeutet.