Genetische Faktoren spielen bei der Entstehung einer Lese-Rechtschreib-Störung eine wichtige Rolle. Forschende haben herausgefunden, dass die Störung oft in Familien gehäuft vorkommt. Wenn also ein Elternteil oder ein Geschwisterkind betroffen ist, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch ein anderes Familienmitglied Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben bekommt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Störung direkt vererbt wird wie eine Augenfarbe. Vielmehr werden bestimmte Gene weitergegeben, die die Entwicklung und Arbeitsweise des Gehirns beeinflussen.
Diese Gene wirken sich vor allem auf die Bereiche des Gehirns aus, die Sprache und Lautverarbeitung steuern. Einige dieser Gene helfen normalerweise dabei, dass sich Nervenverbindungen in den Sprachzentren richtig bilden und Informationen schnell weitergeleitet werden können. Wenn diese Prozesse gestört sind, funktioniert die Kommunikation zwischen den Gehirnregionen, die für das Erkennen und Verknüpfen von Buchstaben und Lauten zuständig sind, nicht optimal. Dadurch fällt es betroffenen Personen schwerer, Wörter flüssig zu lesen oder korrekt zu schreiben.
Allerdings bestimmen Gene allein nicht, ob jemand eine Lese-Rechtschreib-Störung entwickelt. Auch die Umgebung spielt eine wichtige Rolle. Wenn Kinder früh Zugang zu Sprache haben, ihnen regelmäßig vorgelesen wird und sie positive Lernerfahrungen machen, können diese Einflüsse die genetische Veranlagung teilweise ausgleichen. Umgekehrt kann eine ungünstige Lernumgebung die Schwierigkeiten verstärken.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Bestimmte Gene erhöhen das Risiko für eine Lese-Rechtschreib-Störung, aber sie sind nicht die einzige Ursache. Das Zusammenspiel zwischen genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren entscheidet darüber, ob und wie stark sich die Störung zeigt.