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Welche Unterschiede zeigen sich im Gehirn zwischen Menschen mit und ohne Lese-Rechtschreib-Störung?

Im Gehirn von Menschen mit einer Lese-Rechtschreib-Störung zeigen sich messbare Unterschiede in der Art und Weise, wie Sprache verarbeitet wird. Beim Lesen und Schreiben müssen mehrere Gehirnregionen miteinander kommunizieren. Besonders wichtig ist dabei die linke Gehirnhälfte, in der sich unter anderem der sogenannte Schläfenlappen, der Scheitellappen und der Stirnlappen befinden. Diese Bereiche sind dafür zuständig, Laute zu erkennen, Buchstabenformen zu speichern und Wörter zu verstehen.

Bei Menschen ohne Störung arbeiten diese Regionen sehr gut zusammen, sodass sie Wörter schnell erkennen und richtig aussprechen können. Bei Personen mit einer Lese-Rechtschreib-Störung hingegen zeigen Untersuchungen, dass bestimmte Verbindungen zwischen diesen Bereichen schwächer sind. Das bedeutet, dass Informationen über Buchstaben und Laute langsamer oder weniger genau weitergeleitet werden. Besonders im linken Schläfenlappen ist die Aktivität oft geringer, während andere Regionen versuchen, diese Schwäche auszugleichen, indem sie stärker mitarbeiten.

Diese Unterschiede entstehen nicht durch mangelndes Lernen oder Faulheit, sondern sind meist angeboren. Forschende haben herausgefunden, dass bestimmte Gene, die an der Entwicklung der Nervenzellen beteiligt sind, eine Rolle spielen können. Auch die Art, wie sich die Nervenbahnen im Gehirn vernetzen, beeinflusst, wie gut jemand Sprache verarbeiten kann.

Trotz dieser biologischen Unterschiede kann sich das Gehirn anpassen – das nennt man Neuroplastizität. Durch gezieltes Lesen- und Schreibtraining, Sprachförderung und regelmäßige Übung bilden sich neue Verbindungen im Gehirn. So lernen viele Betroffene, ihre Schwächen zu kompensieren und deutlich besser zu lesen und zu schreiben. Das zeigt, dass eine Lese-Rechtschreib-Störung zwar im Gehirn sichtbar ist, aber mit Training und Geduld große Fortschritte möglich sind.